Friedensglocken für Europa – Rückführung der Glocken ins Ermland/Polen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Bischof Dr. Gebhard Fürst

Seit April 2023 läuten die neuen Glocken Sophia (Weisheit) und Klara im Glockenturm von St. Albertus-Magnus, Oberesslingen als Friedensglocken für den Frieden und als Zeichen der Versöhnung. Sie ersetzen die beiden historischen Leihglocken, die fast 70 Jahre zum Geläut von St. Albertus gehörten und nun wieder in ihre Ursprungsgemeinden / Heimatkirchen zurückgekehrt sind.

Vom 23.-26.06.2023 reiste Bischof Dr. Gebhard Fürst zur feierlichen Glockenübergabe von insgesamt 3 Leihglocken nach Polen. Wir, Sabine Clephas und Sabine Kunz, durften den Bischof als Vertreterinnen der Kirchengemeinde St. Albertus-Magnus begleiten.

Die Übergabe der Glocke an die Gemeinde Straszewo/Dietrichsdorf fand am Samstag in Elbląg nach einem festlichen Gottesdienst unter Leitung des polnischen Bischofs Jacek Jezierski statt. Leider konnten wir die Gemeinde Straszewo aus Zeitgründen nicht selbst besuchen. Der Gemeindepfarrer Lukasz Tamski war mit einer Delegation angereist (u.a. Vertreter der Feuerwehr). Nach der Glockensegnung als Friedensglocke wurde die Glocke mithilfe des bereitstehenden Feuerwehrautos/-kranwagens auf einen Pritschenwagen geladen und nach Straszewo/Dietrichsdorf gefahren. Hier wartete schon die Kirchengemeinde, die ein Fest organisiert hatte. Die Gemeinde freut sich besonders, da ihre aktuelle Kirchenglocke defekt ist.

Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann war am Samstag und Sonntagvormittag mit einer Delegation vor Ort dabei. Die Teilnahme an der feierlichen Übergabe einer Glocke, die höchstwahrscheinlich bei der Taufe seines Bruders geläutet hatte, war ihm wichtig. Ebenso der Besuch des Denkmals für die Fluchtopfer 1945 bei Frombork/Frauenburg am Samstagnachmittag, da auch seine Mutter mit ihren Kindern über das damals zugefrorene Haff geflohen war.

Die Kriegs- und Fluchterfahrungen aus dem 2. Weltkrieg, aber besonders der aktuelle Krieg in der Ukraine mit allem dadurch verursachten Leid, war auf der Reise ständig präsent und wurde von allen Rednern sehr direkt angesprochen. Tiefe Eindrücke hinterließ auch unser Besuch des Caritas-Zentrums für ukrainische Flüchtlinge in Olsztyn/Allenstein, Rybaki, am Sonntagvormittag. Ukrainische Frauen schilderten ihre Fluchterfahrung und wie ihnen im Caritas-Zentrum geholfen wird.

Die letzte Glockenübergabe fand dann in der 400-Einwohner zählenden Gemeinde Żegoty/Siegfriedswalde statt. Die gut besuchte Kirche war festlich geschmückt und nach der gesungenen Herz-Jesus-Litanei fand die Glockensegnung im Freien statt. Wir waren danach zu einem Imbiss ins Schulhaus eingeladen, der sich als reichhaltiges, selbstgekochtes Mittagessen mit Suppe, Salat, Hauptgang mit mehreren traditionellen Gerichten zur Auswahl und Kuchen und Kaffee als Nachtisch entpuppte.

Wir haben viel erlebt und kehren tief beeindruckt von dieser ganz besonderen Reise zurück. Und wir haben viel zu erzählen – zu viel für einen Bericht im Gemeindebrief.
Hier einige Zitate aus den gehaltenen Reden: Glocken sind „Instrumente zwischen Himmel und Erde“, “eine Verbindung zwischen Himmel und Erde”, “große Zeichen der Verbundenheit über Generationen hinweg”, “Die Glocke war Zeugin einer schwierigen Geschichte, aber auch Zeugin des Friedens und der Hoffnung.” , „In der heutigen von Gewalt geprägten Zeit ist so etwas sehr wertvoll“, der „heutige Tag in die Geschichte des Ortes“ Żegoty eingehen werde, …

Die mitreisenden Pressevertreter berichteten u.a. mit einem Filmbeitrag im SWR und Beiträgen in den regionalen Tageszeitungen. Aber auch auf der Homepage der Diözese sind Informationen zum Friedensglocken-Projekt verfügbar. Hier gibt es zusätzlich zu einem Bericht mit Fotos auch einen kurzen Film zur Polenreise, aber auch von der Glockenweihe der neuen Friedensglocken in St. Albertus-Magnus (Friedensglocken: Auf dem Weg der Versöhnung: Diözese Rottenburg Stuttgart (drs.de))

Im Rahmen des Projekts Friedensglocken für Europa wird darüber hinaus ein Dokumentarfilm entstehen, den wir nach der Fertigstellung hier in Esslingen zeigen möchten.

(Sabine Kunz und Sabine Clephas)