`s Holzkirchle

In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war Oberesslingen ein Filialort der Kirchengemeinde St. Paul in Esslingen. Da bei ständig steigender Katholikenzahl eine intensive Seelsorge mit Haus- und Krankenbesuchen in der weit ausgedehnten Gemeinde mit insgesamt 26 Filialorten nicht geleistet werden konnte, schlugen Pfarrer und Kirchenstiftungsrat 1928 die Gründung eines Pfarrsprengels Oberesslingen vor.  Grundstücke für einen Kirchbau konnten in der Flur Hasenrain erworben werden. Der geplante Sprengel umfasste neben Oberesslingen die Teilorte auf dem Berg (Hegensberg, Liebersbronn, Kimmichsweiler, Oberhof) ferner Aichschieß und Schanbach im vorderen Schurwald sowie Zell, Sirnau und Berkheim mit insgesamt etwa 600 Katholiken.

Vor 80 Jahren konnte eine hölzerne, barackenähnliche Notkirche mit etwa 120-150 Plätzen in wenigen Wochen erstellt werden. Für eine steinerne Kirche fehlten die Mittel. Die Weihe des Holzkirchles, wie die Notkirche liebevoll genannt wurde, fand am 25. September 1933 statt. Als einzige Kirche der Diözese Rottenburg erhielt sie den Titel St. Albertus Magnus, wohl in Erinnerung an die durch diesen Heiligen im Jahr 1268 erfolgte Weihe der Kirche der Muttergemeinde St. Paul.

Beim Betreten des Kirchenraums mit Holzverkleidung in braungelbem Ton fiel der Blick auf das Kreuz auf blausamtenem Grund. Eine Albertus- und eine Maria mit Kind-Statue schmückten die Seitenwände. Diese Kunstwerke eines Bad Saulgauer Künstlers finden sich heute ebenso wie der damalige Kreuzweg in der heutigen Steinkirche mit Krypta.

Bereits am 26. Juni 1936 – knapp zwei Jahre nach der Notkirchenweihe – erfolgte die Einrichtung des Expositurvikariats St. Albertus Oberesslingen, dies ist die eigentliche Geburtsstunde der Kirchengemeinde St. Albertus. Der Expositurvikar, der zunächst eine Mietwohnung bezog, konnte im Herbst 1937 in das neugebaute Pfarrhaus mit kleinem Pfarrsaal und Pfarrbüro einziehen.

Das Holzkirchle ist ein wichtiges Kennzeichen für das Werden der Kirchengemeinde St. Albertus.  Folgenreiche politische Entwicklungen -beginnend mit dem Weihejahr der Notkirche, Kriegs- und Nachkriegsjahre mit dem Wachsen der Gemeindemitglieder auf etwa 7000- prägten den Wandel der Gemeinde und die Notwendigkeit, das Holzkirchle durch eine große Kirche zu ersetzen.

 

(Alfred Storr, St. Albertus)
(Bilder aus dem Archiv von St. Albertus)